Die Pandemie sorgt dafür, dass der Sport im Landkreis Cham und darüber hinaus zum Erliegen kommt. Trotzdem müssen sich die Vereine, insbesondere wenn sie überregional oder sogar auf Bundesebene unterwegs sind, mit der aktuellen Situation auseinandersetzen. Die Vorbereitungen für die Aktivitäten und den Spielbetrieb für das laufende Jahr und vor allem für die neue Saison beginnen jetzt wieder. Die Chamer Zeitung hat nachgefragt bei den Chambtalkeglern Raindorf, die inzwischen nicht nur in Bayern, sondern auch darüber hinaus zu einem der führenden Klubs geworden sind. Für dieses Gespräch standen uns der Verantwortliche für Clubveranstaltungen, Christoph Schillinger, Sportlicher Leiter Elmar Diermeier und der Sprecher der Abteilungsleitung, Rudolf Braun, zur Verfügung.
Frage: Welche Auswirkungen hatte und hat die Pandemie auf das Vereinsgeschehen?
Christoph Schillinger: Die Corona-Krise hat den Sport im allgemeinen und natürlich auch den Kegelsport stark getroffen. Schlimm genug, dass alle Trainings- und Wettkampfaktivitäten weggefallen sind, aber genauso bedauerlich ist der Wegfall aller internen Vereinsaktivitäten, angefangen von unseren liebgewonnenen Familienfesten weiter über Ausflüge/ Wanderungen bis hin zum Beisammensein nach Training oder Wettkampf. Besonders schwer war und ist die Coronazeit natürlich für unseren Vereinswirt im Chambtalerhof. Hier bleibt den Mitgliedern nur die Unterstützung durch Nutzung des To-GoEssensangebots. All diese sozialen Aspekte sind von jetzt auf gleich nicht mehr vorhanden, was bei einem Verein, wie unserem, der sich durch Zusammenhalt und die Kameradschaftlichkeit auszeichnet, sehr schmerzt!
Frage: Hat sich in den letzten Monaten etwas strukturell verändert?
Rudolf Braun: Der Bundesverband DKBC war in den letzten Jahren immer von Veränderungen geprägt und so haben sich auch in der letzten Zeit wieder Veränderungen ergeben. Nach Rücktritten in der Verbandsspitze wurde Anfang April Lothar Müller zum Präsidenten des DKBC gewählt. Wir halten das für eine gute Wahl, da Lothar Müller parallel auch Präsident des 15-fachen Deutschen Meisters SKV Rot Weiss Zerbst ist und somit die Erfahrungen der Vereinsarbeit mit einbringen kann. Wir kennen ihn und sind überzeugt, dass er sich generell voll ambitioniert für den Kegelsport einsetzen wird. Ebenfalls überzeugt haben uns die Veränderungen auf Seiten des Bayerischen Sportkegelverbands BSKV, hier gibt es zwei neue Vizepräsidenten. Nils Deichner vom SC Regensburg ist verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit und Uwe Rupprecht von Fortuna Neukirchen für die Betreuung der Vereine/Mitglieder im BSKV. Bei uns im Klub gibt es dagegen aktuell keine Änderungen, wir hoffen, unsere Mitglieder sind einigermaßen zufrieden mit uns. Auf längere Sicht haben wir aber ein paar Ideen zur Anpassung unserer Strukturen.
Frage: Wie sieht der Rückblick auf den Saisonabbruch aus?
Rudolf Braun: Im sportlichen Bereich war der Abbruch der Saison nicht unerwartet und nachvollziehbar, aber trotzdem bedauerlich. In der ersten Liga waren wir, auch dank der Top-Vorbereitung mit und von unserem Neuzugang Mathias Weber, sehr gut gestartet und standen auf Platz 3. Die Damen hatten in der Bayernliga einen durchwachsenen Start, jedoch mit steigender Leistungstendenz. Bei den Mannschaften im Bezirk und Kreis kam durch die vielen Spielausfälle und -verlegungen nicht die nötige Stimmung und Motivation auf, der Saisonabbruch hing sozusagen vom ersten Spiel an bereits in der Luft. Trotzdem war es dann unglaublich, wie schnell der ganze Kegelsport auf Null zurückgefahren werden musste. Aber jetzt, nach dieser langen Pause, dürfte jeder Kegelsportler wieder heiß sein, so schnell es geht, in Training und Spielbetrieb wieder einzusteigen.
Frage: Wann soll der Spielbetrieb wieder losgehen?
Elmar Diermeier: Die Saison sollte gleich mit einem sportlichen Highlight für den Kegelsport beginnen: Für Ende August ist die Weltmeisterschaft terminiert, hier wurde mit Manuel Lallinger ein Raindorfer für das deutsche Nationalteam nominiert. Für Tschechien könnten vielleicht Milan Svoboda und Michael Kotal auf die Bahn gehen. Die Punktspielsaison beginnt gleich anschließend für alle Ligen wieder ab 11. September, die entsprechenden Terminpläne werden in den nächsten Wochen erarbeitet. Hoffentlich können wir spätestens ab Juni wieder mit dem Training loslegen.
Frage: Gibt es personelle Veränderungen?
Elmar Diermeier: Ja, die gibt es! Wir freuen uns sehr, dass wir ein Riesentalent, den 19-jährigen Tim Brachtel für die Raindorfer Mannschaft gewinnen konnten. Tim war U18-Weltmeister und ist jetzt bereits U23- Nationalspieler! Die Bundesligakarriere von Tim begann 2019 in Schwabsberg, dort etablierte er sich gleich als Leistungsträger. Vergangene Saison wechselte er zu Victoria Bamberg und war auch dort bis zum Saisonabbruch wieder ganz vorne in der Schnittliste. Unser Ex-Nationalspieler Mathias Weber hat den Kontakt aufgenommen und die entscheidenden sportlichen Argumente geliefert. Mit einem Kader bestehend aus Mathias Weber, Daniel Schmid, Manuel Lallinger, Milan Svoboda, Michael Kotal, den Lokalmatadoren Alex Raab und Christian Schreiner sowie jetzt noch dazu Tim Brachtel sind wir so gut aufgestellt wie nie zuvor! Matze Weber wird wieder alles daransetzen, eine gute Vorbereitung zu organisieren. Die Saison wird durch die coronabedingte Aufstockung der Liga auf 12 Mannschaften lang und anspruchsvoll werden - und hoffentlich dürfen unsere Fans wieder zusehen. Zudem hatten wir bereits einen Neuzugang Ende vergangenen Jahres. Siegfried Schönberger vom SKK Willmering hat sich entschieden, in Zukunft das Trikot der Raindorfer Sportkegler zu tragen und wir freuen uns schon auf seine ersten Einsätze. Mit allen übrigen Damen- und Herrenteams möchten wir möglichst in der gleichen Besetzung wie zum Start der Vorsaison wieder antreten.
(Bild zeigt Manuel Lallinger, der für die WM für die deutsche Nationalmannschaft nominiert wurde.)
F: Wie kommt ihr finanziell über die Runden?
Rudolf Braun: Es ist bemerkenswert und unseren Partnern hoch anzurechnen, dass Sie uns auch in dieser schwierigen Zeit nicht im Stich gelassen haben. Fast alle Sponsoren blieben an Bord und wir haben es geschafft sogar noch einen neuen Werbepartner zu finden. Sicher haben wir an der einen oder anderen Stelle weniger Ausgaben, allerdings sind Beiträge an die Verbände unverändert und auch die Einnahmen aus dem verschobenen Jubiläumsfest werden uns aktuell fehlen. Insgesamt haben wir eine solide finanzielle Gesamtsituation – dafür sorgt schon unsere Schatzmeisterin Evi Diermeier.
F: Könnt ihr eure Vereinsveranstaltungen durchführen?
Christoph Schillinger: Letztes Jahr konnten wir ja die CTM und den CTC mit einem sehr guten Hygienekonzept in einem Zeitraum des abgeflachten Infektionsgeschehen durchführen. Hier muss man nochmals lobenswert erwähnen, wie vorbildlich sich die die teilnehmenden Vereine und Privatpersonen verhalten haben, so das ein reibungsloser Ablauf ohne gesundheitlicher Gefährdung durchführbar war. Auf solche oder bessere Voraussetzungen hoffen wir für dieses Jahr wieder. Unser Ziel ist es auf jeden Fall, den Vereinen und Privatpersonen mit diesen Veranstaltungen eine Möglichkeit zu geben, sich wieder sportlich und gesellschaftlich zu betätigen. Für uns ist es natürlich auch aus finanzieller Sicht ein wichtiger Punkt diese Veranstaltungen durchzuführen zu können, insbesondere da wir unser Jubiläumsfest ein zweites Mal absagen mussten. Wir müssen noch entscheiden, ob wir 2022 einen neuen Versuch starten oder das Fest komplett aus unserem Terminkalender streichen.Vielleicht warten wir lieber auf das nächste Jubiläum und überbrücken die Zwischenzeit mit kleineren Events.
F: Zusammengefasst: Welche Erwartungen für das nächste Sportjahr habt ihr?
Rudolf Braun: Das wichtigste für uns alle ist, dass wir so bald wie möglich den Trainingsbetrieb aufnehmen können und somit auch die notwendigen sozialen Kontakte wieder da sind. Ich glaube das vermissen alle von uns, vielleicht funktioniert das sogar noch im Mai. In den Verbänden laufen bereits die Vorbereitungen auf einen Saisonbeginn im September und ich persönlich bin überzeugt, dass das so sein wird. Es ist zu erwarten, dass der eine oder andere Kegler/Keglerin vielleicht nicht mehr aktiv ist und es weniger Mannschaften oder Klubs im Spielbetrieb geben wird. Der Mitgliederschwund im BSKV ist schon enorm – das zeigen auch die neuesten Statistiken.
Elmar Diermeier: Ich hoffe, unser Sportwart Jürgen Geiger hat ausnahmsweise einmal nicht recht und die Saison 2021/2022 kann ohne Einschränkungen durchgeführt werden. Es wäre für alle Mitglieder und den Kegelsport in Raindorf sehr, sehr wichtig, wieder gemeinsam aktiv werden zu können und gemeinsam Erfolge feiern zu dürfen. Sportlich dürfen wir unser Ziel durchaus ambitioniert sehen, in der Bundesliga möchten wir "aufs Stockerl" kommen, in der Damen-Bayernliga in der vorderen Hälfte gut mitspielen und auf Bezirks- und Kreisebene den einen oder anderen Aufstieg schaffen. Dazu müssen wir uns speziell um unsere Jugendlichen kümmern, hier wird der Wiedereinstieg sicher besonders schwer.
Christoph Schillinger: Die Chambtalkegler Raindorf sind aufgrund Ihrer Struktur und den enormen Zusammenhalt vielleicht nicht so stark von den Coronafolgen betroffen wie andere Clubs. Die lange Jahre gewachsene Gemeinschaft ist für den Verein jetzt Gold wert. Ergänzend zu Rudi lässt sich noch sagen, dass sich wohl jeder einzelne die Rückkehr zu seinem gewohnten Alltag mit Vereinssport wünscht und darauf arbeiten wir alle auch hin. Auf unseren Sport gesehen, wünschen wir uns natürlich, dass unsere Mannschaften wieder vollzählig an den Start gehen, in den jeweiligen Ligen wieder sportliche Erfolge einfahren können und Ihre Leidenschaft ausüben dürfen!